15. August 2025

Die Himmelstreppe im Sauerland – als ich ernsthaft an meiner Kondition zweifelte

333 Stufen... die Himmelstreppe fordert Kondition, belohnt aber mit einem wunderschönen Ausblick.
333 Stufen... die Himmelstreppe fordert Kondition, belohnt aber mit einem wunderschönen Ausblick.

Vorweg: Ich bin wirklich nicht die Unsportlichste. Ich bewege mich regelmäßig und habe sogar schon einen Halbmarathon geschafft. Zugegeben: Das Ganze ist circa drei Jahre her und so langsam sollte ich einsehen, dass die „4“ vor meinem Alter anzeigt, dass konditionstechnisch in einigen Bereichen noch Luft nach oben ist.

Aber: Frei nach dem Motto „Egal, wie langsam du joggst, du bist immer noch schneller als alle, die auf der Couch sitzen!“ lasse ich mich nicht unterkriegen. Daher war für mich klar: Die Himmelstreppe schaffst du.

Sind ja „nur“ 333 Stufen und am Ende wartet ein schöner Ausblick. Was will man mehr? Dass ich mich da vielleicht ein klein wenig übernommen hatte, bemerkte ich ab der Hälfte. Aber zurück auf Anfang.

Was ist die Himmelstreppe überhaupt?

Als echte Städter lieben wir es, in einer eher ländlichen Umgebung Urlaub zu machen. Weniger Autos, weniger Lärm und bessere Luft. Seit 2011 zieht es uns jedes Jahr ins Sauerland. Manchmal auch mehrmals.

Daher befinden wir uns auch immer wieder auf der Suche nach neuen Ausflugszielen. Man möchte ja auch etwas sehen, was man eben noch nicht gesehen hat. Eine kurze Recherche genügte und wir stießen auf die Himmelstreppe. Diese liegt direkt am Hennedamm. Mitten in der wunderschönen Natur.

Also: Adresse ins Navi eingegeben, circa 20 Minuten gefahren, geparkt und ausgestiegen. Vom Parkplatz aus sahen wir die Treppe noch nicht. Sooooo groß kann sie dann ja nicht sein, dachte (oder hoffte?) ich. Ein paar Waldweg-Meter später sahen wir sie. Und spätestens jetzt war klar, warum die Himmelstreppe „Himmelstreppe“ heißt. Wer genau richtig steht, hat wirklich den Eindruck, dass sie direkt in den Himmel führt.

Unten am Fuß der Treppe befindet sich ein Brunnen. Wären wir mal schlau gewesen und hätten Wasser in unsere Trinkflaschen gefüllt. Es war warm. Aber man ist ja schnell oben… dachte (oder hoffte?) ich ebenfalls wieder.

Ja, ich habe das Teil unterschätzt.

Vom Rennen, ins Gehen, in die Pause

„Ich renn‘ da hoch!“ grinste ich. „Ja, mach!“ sagte meine Begleitung. Mist. Ich dachte eigentlich, dass man versteht, wenn ich einen Witz mache. Aber was wäre die Alternative gewesen? Kneifen? Im Leben nicht. Und überhaupt… 333 Stufen. Hallo?

Also rannte ich los. Und ich muss sagen, dass es ein wenig dauerte, bis ich bemerkte, dass das Ganze nichts wird. Das Gemeine: Die Stufen sind nicht wirklich hoch. Das bedeutet, dass es eigentlich leichtfällt, die ersten zu bewältigen. Nächste Etappe, nächste Etappe… alles gut. Und dann: Wie von „Jetzt“ auf „Gleich“ dachte sich wohl meine 43jährige Lunge, die ich in der Vergangenheit zwischen 20 und 26 hin und wieder mit Zigaretten beräuchert hatte, dass ich sie veräppeln möchte. Ich hörte meinen Atem und musste mir eingestehen. Das wird nichts. Kurz noch an meine Begleitung unten gedacht und daran, wie peinlich es wäre, jetzt aufzuhören. Aber: Was man nicht ändern kann, kann man nicht ändern.

Also: Ich habe das Tempo herausgenommen (okay, ich habe angehalten) und irgendwas wie „Kommst du jetzt auch mal?“ gerufen.

In der Zeit konnte ich mich erholen. Irgendwann standen wir zu zweit auf derselben Höhe und ich bewunderte die Aussicht. Man wird so erfinderisch, wenn man Zeit schonen möchte. (Aber die Aussicht war wirklich schön.) Danach ging es weiter.

Aber es wurde nicht besser. Und auf einmal verstand ich, warum auf den einzelnen Etappen Bänke standen. Einmal kurz Pause bitte. Durchatmen. Und neidische Blick auf diejenigen, die die Treppe tatsächlich hochrannten. Keiner mag Angeber, raunzte ich meiner Begleitung zu. Und ich bin mir sicher, dass auch sie froh über die Pause war. Aber: Wir hatten die Hälfte noch vor uns. Also ging es weiter. Mittlerweile kamen die, die eben noch nach oben gerannt waren, schonwieder runter.

Und ja: Irgendwann waren wir da. Und es hat sich gelohnt.

Ein wunderschöner Ausblick auf den Hennesee

Der Hennesee ist wirklich schön. Und wenn der Puls wieder nach unten gefahren ist, kann man genau das auch genießen. Oben angekommen, trafen wir viele Radfahrer und Spaziergänger (ja, man muss nicht die Treppen nehmen. Es gibt noch andere Wege).

Und wie sollte es anders sein: Auch oben standen Bänke zum Ausruhen und Genießen. Den Rückweg traten wir dann durch den Wald an. Hier gilt es, die ein oder andere Steigung zu bewältigen. So anstrengend, wie die Treppe ist das Ganze aber nicht.

Nun ist es aber an der Zeit, ehrlich zu sein. Ich glaube, wenn ich mich im ersten Abschnitt nicht derart ambitioniert übernommen hätte, würde ich jetzt anders über diesen Tag schreiben. Einfach mal alles langsam angehen zu lassen, ist oft die bessere Alternative. Und gerade bei solchen Aktionen lernst du Demut. Finde ich zumindest. Und wenn das Ganze für noch etwas gut war, ist es der Umstand, dass ich seitdem wieder mehr Ausdauer trainiere. Ein wenig nagt mein Ego schon an mir. Es kann ja nicht sein, dass mich 333 Stufen bezwingen…

Die Himmelstreppe soll auch am Abend schön sein

Als wir wieder in der Pension angekommen waren, erzählten wir von unserem Erlebnis. Viele Gäste kannten das Ausflugsziel, das man auf den letzten Wegen übrigens nur zu Fuß erreichen kann, schon. Allerdings empfahlen sie uns, das nächste Mal in den Abendstunden vorbeizuschauen. Hier soll der Aufstieg beleuchtet sein.

Naja, nächstes Mal.

Meschede ist auch eine Reise wert

Wer die Himmelstreppe besucht, sollte – zumindest meiner Meinung nach – auch unbedingt Meschede einen Besuch abstatten. Dieser Ort stellt eine spannende Mischung aus Stadt und Land dar. Alles wirkt gemütlich. Gleichzeitig gibt es hier viele Geschäfte und dementsprechend so gut wie alles, was man braucht.

Um ehrlich zu sein, haben wir die City von Meschede jedoch nicht mehr am selben Tag besucht, weil wir einfach zu platt waren. Im Nachhinein freue ich mich allerdings, dass alles so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Denn erstens hat es mich daran erinnert ein wenig an meiner Fitness zu arbeiten und zweitens habe ich nun immer eine schöne Urlaubsgeschichte zu erzählen, die zeigt, dass es sich lohnt, Hindernisse auf sich zu nehmen, um am Ende mit einer wunderschönen Sicht auf die Dinge belohnt zu werden. So ein Perspektivwechsel kann eben doch einiges bewirken.