3. Oktober 2025

Mein erster Besuch in einem Grusellabyrinth

Für einen Besuch in einem Grusellabyrinth braucht manchmal es starke Nerven. Gruselfans kommen hier oft auf ihre Kosten.
Für einen Besuch in einem Grusellabyrinth braucht manchmal es starke Nerven. Gruselfans kommen hier oft auf ihre Kosten.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin ein echter Gruselfan. Vielleicht auch deswegen, weil der Horror für mich aufhört, wenn ich den Fernseher ausgeschaltet habe und mich gemütlich in mein Bettchen kuschle. Angst vor dem Monster im Schrank habe ich eigentlich nie gehabt.

Daher war für mich klar: Wenn ein Grusellabyrinth in der Nähe seine Pforten öffnet, bin ich dabei. Viele haben mir erzählt, dass es sich hierbei um eine Art „Escape Room“ mit Grusel-Faktor handelt.

Und als ich dann noch erfahren hatte, dass ein befreundeter Schauspieler hier als Horror-Clown arbeitet, war klar: Da musst du hin!

Daher habe ich meine Freundin eingepackt, ihr „irgendwas von einer Halloween-Party“ erzählt und mich gefreut. Das Ganze wurde am Ende dann doch etwas gruseliger als ich dachte…

Viele Menschen und ein abwechslungsreicher Eingangsbereich

Man mag nicht glauben, wie viele Menschen es anscheinend lieben, sich erschrecken zu lassen. Klar: Die Schlangen vor den Geisterbahnen auf dem Rummel sind auch immer lang. Aber das Grusellabyrinth, das ich besucht habe, konnte sich definitiv nicht über mangelndes Interesse beschweren.

Die Besucher wurden in Grüppchen mit á 20 Personen eingelassen. Und weil wir – wie immer – viel zu früh da waren, konnten wir uns das Ganze gemütlich anschauen. Genau das entging auch den zahlreichen Running Acts nicht, die offensichtlich der Meinung waren, wir würden uns langweilen.

So wurden wir unter anderem gefragt, ob wir denn nicht in einem Sarg probeliegen wollten. Nennt es „Intuition“, aber ich habe dankend abgelehnt. Zum Glück. Denn: Als der Besucher hinter mir begeistert „JA!“ schrie und sich hingelegt hatte, schloss der Horrorclown den Deckel. Horror-erprobt hin oder her: Ich schwöre, man hätte mich durch den Deckel brüllen gehört.

Nun geht es endlich los!

Wir waren an der Reihe, bekamen unsere Bändchen und durften nun endlich eintreten. Im ersten Raum erhielten wir Infos zur Rahmengeschichte. Es ging darum, ein Mädchen zu retten. Auf mehr habe ich mich ehrlich gesagt nicht konzentriert, weil ich vielmehr Spaß daran hatte, mir die Deko anzuschauen. Hier hatte sich jemand wirklich Mühe gegeben – wahrscheinlich auch deswegen, weil das Labyrinth, wie ich erfahren habe, auf den langfristigen Betrieb ausgerichtet war.

Es ging dementsprechend nicht nur darum, den Menschen zu Halloween das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, sondern auch darum, sie wahlweise im Sommer zu schocken.

Wir bahnten uns also unseren Weg durch die ersten Räume, mussten Hinweise suchen und wurden immer wieder von ominösen Gestalten entweder erschreckt oder geleitet.

Und genau diese Psychonote machte mir schwer zu schaffen. Wem kann man vertrauen und wem nicht? Und wann springt der nächste Geist von der Decke?

Wenn es dunkel wird…

Horrortechnisch kann ich mich relativ gut einschätzen. Ich weiß, was ich „vertrage“ und was mich dann doch vielleicht etwas länger in meinen Träumen verfolgt. Am schlimmsten finde ich die Dinge, die ich NICHT sehe und bei denen mir meine Fantasie vielleicht auch einen kleinen Streich spielt.

Dass das Grusellabyrinth an einer Stelle genau hier ansetzen würde, wusste ich nicht. Denn: Wir betraten einen dunklen Raum. Und damit meine ich „dunkel-dunkel“. Man sah nichts. Dafür hörte man die singende Stimme des Mädchens, das wir retten sollten. Leicht verfremdet… und EXTREM gruselig.

Ab hier stieg mein Puls nach oben und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich im Dunkeln noch zusätzlich die Augen schloss.

Jedenfalls war die Aufgabe, wie wir – zusammen mit den anderen Besuchern – hatten, eigentlich ganz einfach: Wir mussten uns unseren Weg durch ein Labyrinth bahnen. Immer wieder ertasteten wir Wände und mussten erkennen, dass es nicht weiter geht.

Dass ich am Ende einen Weg nach draußen gefunden habe, ist nur der Tatsache geschuldet, dass ich den anderen Stimmen (also denen, die nicht klangen, als kämen sie direkt aus der Hölle!) gefolgt bin.

Das war kein Teamwork. Ich war klare Nutznießerin. Und ich hatte damit absolut kein Problem.

Einer geht vor (aber ganz sicher nicht ich!)

Im nächsten Raum wartete mein bekannter Schauspieler, den ich nur erkannte, weil er mir vorher ein Bild mit Verkleidung gezeigt hatte. Er erklärte mit seiner Krächze-Stimme, dass nun ein Freiwilliger gesucht werden würde, der ein zweites Labyrinth bestreitet, während er ihn im Dunkeln verfolgt.

Ich weiß nicht, wie klein und unscheinbar man sich machen kann. Ich verdrückte mich in die allerletzte Reihe und verhielt mich ruhig. Gott sei Dank fand sich schnell ein Besucher, der offensichtlich Spaß daran hatte, mit dem Horror-Clown, mit dem ich vor ein paar Tagen noch einen Kaffee getrunken hatte und der in Wahrheit Patrick heißt (und echt nett ist), Katz und Maus spielen wollte.

Manchmal muss man auch Glück haben im Leben.

Was wir allerdings nicht wussten: Kaum war unser mutiger Held durch das Labyrinth hindurch, mussten wir hinterher. Verfolgt von… jeder Menge Clowns.

Und ich hätte nicht gedacht, dass ich DAS mal sage, aber: Ich hätte mir gewünscht, es wäre dunkel geblieben. Stattdessen: Blinkende Lichter und dementsprechend immer wieder Ausschnitte von Clowns, die manchmal direkt vor mir standen oder sich von der Decke abseilten. Brauche ich nicht. Will ich nicht. Sorgte aber auch für den ein oder anderen Adrenalinstoß, der mich dann doch irgendwie zum Lachen brachte.

Würde ich es wieder tun? Ja!

Ich weiß, dass dieser Besuch im Grusellabyrinth nicht mein letzter war. Ja, es war teilweise gruselig, teilweise derb und geprägt vom ein oder anderen Psychospiel. Und dennoch ist mir dieser Tag in positiver Erinnerung geblieben.

Alles war super organisiert. Die Verantwortlichen achteten akribisch auf die Einhaltung der Altersvorgaben und – was ich als besonders angenehm empfand – es gab immer einen Plan B.

Wer Angst hatte, konnte sich jederzeit an das Personal (ja, auch an die Gruselclowns) wenden und darum bitten, herausgelassen zu werden. Nicht „irgendwann“, sondern direkt.

Jeder Raum hatte einen separaten Notausgang.

Und Gegensätze dieser Art faszinieren mich immer wieder. Immerhin zeigen sie, dass es auch dann, wenn man sich eigentlich verloren vorkommt, in der Regel immer eine Möglichkeit gibt, sich dem Horror zu entziehen. Und manchmal sind es dann vielleicht sogar die Menschen, von denen man nicht erwartet hätte, dass sie da sind, die die größte Unterstützung leisten.