30. November 2025

Winterreise ins Ich: Wie ich den Stress der Feiertage besiegte

Einfach mal durchatmen und nicht stressen lassen! So wird das Ende des Jahres noch ein wenig friedvoller... für alle Beteiligten.
Einfach mal durchatmen und nicht stressen lassen! So wird das Ende des Jahres noch ein wenig friedvoller... für alle Beteiligten.

So gut wie jeder dürfte die Situation kennen: Die ersten Radiosender spielen genau die Lieder, von denen man die letzten Monate verschont wurde. Im Supermarkt gibt es Lebkuchen (okay, die gibt es schon im September) und die Weihnachtsmärkte werden zu einer Hauptanlaufstelle für viele, die ihre ganz persönliche „Glühweingrenze“ jedes Jahr aufs Neue kennenlernen.

Und dass der „Frieden auf Erden“ ein frommer Wunsch ist, der sich wahrscheinlich nie bis ins Detail erfüllen wird, zeigt sich spätestens im Kaufhaus, wenn die Schlangen länger und die Geduldsfäden kürzer werden… oder wenn man sich an besagtem Glühweinstand nicht einig darüber ist, wer denn nun als Erstes bestellt hat.

Vor einigen Jahren habe ich allerdings ein Weihnachten gefeiert, das mir dabei geholfen hat, alles ein wenig entspannter zu sehen. Mit ganz viel „Ho, ho, ho!“ und getreu dem Motto: Wenn der Weihnachtsmann in einer Nacht alle Kinder mit Geschenken versorgen kann, dann werde ich doch meine Lieben bekochen können.

Das Weihnachtsessen… und wir waren an der Reihe

In unserem Freundes- und Familienkreis ist das Prinzip klar: Jeder kocht mal. Und weil wir gefühlt schon „ewig“ nicht mehr an der Reihe waren, traf es in diesem besagten, letzten Jahr uns.

Und klar: Als gute Gastgeberin weiß man spätestens ab jetzt zwei Dinge:

  1. Das Ganze könnte (und wird wahrscheinlich) in Stress ausarten.
  2. Ich kann mich von meinem „Ich werde mich früh verabschieden und den Rest des Abends in der Jogginghose verbringen!“ verabschieden.

Wie auch immer: Nun ist es an der Zeit, zu handeln. Oder besser gesagt: sich mit der Frage „Was koche ich?“ auseinanderzusetzen.

Ob meine Gäste in spe so begeistert von dem Gedanken, bei mir eingeladen zu sein, waren, kann ich ehrlich gesagt nicht. Ich lebe seit sechs Jahren vegan. Und auch, wenn ich absolut kein Problem damit habe, wenn andere, zum Beispiel im Restaurant, neben mir Fleisch essen: Allein aufgrund der Tatsache, dass ich Fleisch nicht gut zubereiten kann, gibt es bei mir nichts, was eine Mama hat oder pupst.

Also: Challenge accepted. Aber was gibt es zu essen?

Linsenbraten… und nicht mal mir schmeckt es…

Was macht eine gute Hausfrau, wenn sie absolut keinen Plan hat? Richtig! Sie durchstöbert das Internet. Irgendwann stieß ich auf die Rezeptidee „Linsenbraten“. Das dürfte doch schmecken. Zudem verbreitete das Wort „Braten“ ohnehin ein weihnachtliches, festliches Flair, auf dem sich aufbauen lässt… dachte ich.

Aber wie naiv wäre ich, wenn ich das Ganze nicht vorab testen würde? Wer möchte schon ohne Netz und doppelten Boden arbeiten?

Also: Zutaten ausdrucken (vergleichsweise übersichtlich), ab in den Supermarkt und dann in die Küche. Ich weiß am Ende nicht mehr wirklich, woran es lag. Vielleicht an meinen Kochkünsten, an meinem persönlichen Geschmack oder vielleicht auch daran, dass das Rezept einfach nicht optimal war. Fest steht jedoch: Mit DIESEM Gericht hätte ich niemanden davon überzeugt, einfach mal ein wenig pflanzlicher unterwegs zu sein.

Aber was war die Alternative? Die regelmäßigen Anrufe meiner Family, bei denen durch die Blume immer wieder gefragt wurde, wie weit ich denn schon mit den Vorbereitungen sei, machten das Ganze nicht besser.

„Also weißt du noch, letztes Jahr…?“

Man soll sich nicht mit anderen vergleichen – weder in den Sozialen Medien noch in der echten Welt und schon gar nicht als Gastgeber an Weihnachten. Und trotzdem muss ich zugeben, dass ich gerade hier öfter mal von rechts nach links schaue, um die Lage zu checken.

Nicht, um zu sehen, OB jemand etwas besser macht, sondern WAS derjenige besser macht. Und ein Detail, das mir in diesem Zusammenhang vor allem als „besser“ aufgefallen ist, war diese unglaubliche Ruhe.

Als hätten die ehemaligen Gastgeber von vornherein gewusst, dass schon „irgendwie“ alles gut gehen wird. Dass es allen schmeckt und sich das Wohnzimmer in ein kleines „Winter-Wonderland“ verwandelt.

Daher war mein erster Vorsatz: Runterfahren! (Hatte ich überhaupt schon alle Geschenke?“) – RUNTERFAHREN!

Und was soll ich sagen? Runterfahren ist bei Weitem nicht so leicht, wie gedacht. Aber es ist möglich. Ich habe in diesem Zusammenhang einen Trick benutzt, von dem ich schon öfter gelesen hatte, den ich aber selbst nie ausprobiert habe. Bis zu diesem Zeitpunkt.

Er lautet: Einfach mal den „worst case“ vorstellen. Was ist das Allerschlimmste, was passieren kann, wenn wirklich alles schiefläuft?

Nein, ich rede hier nicht vom brennenden Baum, sondern vielmehr von sowas wie „Das Essen schmeckt nicht!“ oder dem berühmten Familienstreit.

Wäre das wirklich das Ende der Welt? Oder vielleicht nur ein Beweis dafür, dass andere in ihrer Gastgeberrolle eben mehr aufgehen oder manche aus meinem Familien- oder Bekanntenkreis das „Fest der Liebe“ doch eher allein feiern sollten. Und je mehr ich mir Gedanken darüber machte, wie ein solches „worst case“-Szenario aussehen könnte, desto ruhiger wurde ich. Und ich ertappte mich sogar bei einem „Ach, so schlimm wird es schon nicht werden!“-Gedanken.

Spoiler: Es wurde auch nicht schlimm!

… und zwar, weil ich gerade in Bezug auf das Thema „Essen“ einen Gang zurückgeschaltet habe. Was zu meinem 18. funktioniert hat, sollte doch immerhin auch zu Weihnachten funktionieren, oder?

Daher schrieb ich eine Woche vor dem 24. eine Mail an alle. Die Kurzform: „Es gibt Raclette. Jeder bringt etwas mit!“

Wie die Gäste in spe reagiert haben, als sie die Mail öffneten, weiß ich nicht. Bei manchen kann ich es mir vorstellen. Aber egal. Am Ende waren tatsächlich alle da. Ich bereitete ein paar Salate vor und schaute vorher noch schnell bei meinem Lieblingswinzer vorbei, der – wie jedes Jahr – wohl das Geschäft seines Lebens machte.

Und am Ende? Am Ende war alles gut. Alle waren satt, sammelten schon ein paar Raclette-Ideen für Silvester und bedankten sich für den schönen Abend. Ich weiß, dass ich nun ein wenig Zeit habe, bis ich wieder dran bin. Ich weiß aber auch, dass ich von meinem Raclette-Konzept nicht mehr abweichen werde. Maximale Möglichkeiten und minimaler Aufwand. Wahrscheinlich auch einer der Gründe, weshalb ich mittlerweile von Echter Nordmanntanne auf „Klappbaum“ umgestiegen bin. Das ganze Jahr ist stressig genug. Warum nicht zu Weihnachten ausspannen und erkennen, dass es für Quality Time mit den Liebsten gar nicht viel braucht?

 

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